Unter dem Titel „Speyer 100 % regenerativ“ hat die CDU-Stadtratsfraktion eine Initiative gestartet, die zum Ziel hat, in Speyer sowie möglichst im regionalen Umfeld bis 2030 durch die Stadtwerke, Unternehmen und Bürger so viel Strom regenerativ zu erzeugen, wie in Speyer benötigt wird. Dasselbe Ziel soll bis 2040 für die Wärmeversorgung erreicht werden. Die CDU-Fraktion hat beantragt, dass der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 2. November eine entsprechende Zielsetzung für Speyer beschließen soll. Um für eine fruchtbare Diskussion über diesen Antrag im Stadtrat für alle Stadträte eine gemeinsame Informationsbasis zu vermitteln, hatte die CDU-Fraktion den gesamten Stadtrat und die interessierte Öffentlichkeit zu einem Fachgespräch eingeladen, zu dem neben den Mitgliedern der CDU-Fraktion Vertreter der Speyerer Wählergruppe, der Grünen und der FDP erschienen.
Der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Dr. Gottfried Jung, betonte, dass die von der CDU-Fraktion beantragte Ausrichtung der Stadt Speyer auf regenerative Energien eine Weiterentwicklung der Klimaschutz- und Energieleitlinie bedeute, die der Stadtrat auf Antrag der CDU-Fraktion im August 2008 beschlossen habe. Es sei der Wunsch und das Ziel der CDU, dass eine fraktionsübergreifende Initiative vom Stadtrat aus in die Stadt hineingetragen werde, die zu einer breiten Bewegung in der Bürgerschaft und in der Wirtschaft für einen sparsamen Umgang mit Energie führe und die auf eine regenerative Energieerzeugung setze. Für die Stadtwerke Speyer bedeute dies eine Stärkung. Deren wirtschaftliche Zukunft liege in der Energieerzeugung und Dienstleistungen zur Steigerung der Energieeffizienz, statt einer ausschließlichen Ausrichtung auf Energiehandel. Damit bleibe Wertschöpfung in Speyer und der Region. Vor allem für das Handwerk sei die Förderung der Energieeffizienz ein riesiges Investitionsprogramm. Speyer gehöre aus der Sicht der CDU in die Reihe der Kommunen in Deutschland, die sich inzwischen das Ziel einer regenerativen Zukunft gesetzt haben.
In einem eindrucksvollen Vortrag zeigte Prof. Karl Keilen vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium auf, dass das Ziel „Speyer 100 % regenerativ“ erreichbar ist. „Die Energie ist da, die Potentiale, die Technologie. Zweifeln Sie nicht an der Zielsetzung,“ erklärte der angesehene Energieexperte. Vor allem mit der Windkraft, aber auch mit anderen Technologien wie der Photovoltaik sei die Technologie für eine regenerative Stromerzeugung verfügbar. Damit sei eine dezentrale Stromerzeugung möglich. Sie sei kostengünstiger als die Konzentration auf Windparks in der Nord- und Ostsee. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz schaffe eine Grundlage dafür, solche Projekte für die Stadtwerke oder andere private Investoren wirtschaftlich zu gestalten. Das Argument der hohen Kosten, das immer wieder gegen die erneuerbaren Energien geäußert werde, ließ Keilen nicht gelten. Wind- und Sonnenenergie seien im Lauf der Jahre immer günstiger und immer effizienter geworden. Diese Entwicklung werde weitergehen. Der Kostenrückgang werde sich nach der Abschreibungsphase deutlich fortsetzen. Auch für die Atomenergie seien in der Vergangenheit hohe Anfangsinvestitionen erforderlich gewesen. Das Ziel, bis 2040 so viel Energie regenerativ zu erzeugen, wie in Speyer verbraucht werde, sei zweifellos das anspruchsvollere Vorhaben. Aber auch dieses sei erreichbar, wobei hier sehr stark auf energieeffizientes Bauen und Sanieren gesetzt werden müsse. Der Fernwärmeausbau in Speyer sei im Hinblick auf eine regenerative Zukunft eine wichtige Zukunftsinvestition, die schon jetzt in erheblichem Umfang den Einsatz von Abwärme aus dem Großkraftwerk Mannheim ermögliche, die sonst ungenutzt an den Umwelt abgegeben würde und regenerativer Energie gesetzlich gleichgestellt sei.
Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Bühring stellte in seinem Vortrag eine ganze Reihe von Maßnahmen vor, mit denen Strom und Wärme in Speyer bereits regenerativ erzeugt werde. Mögen diese Maßnahmen auch im Einzelnen bekannt sein, so erwies sich die Gesamtdarstellung aller Einzelmaßnahmen doch als sehr eindrucksvoll. Die Angebotspalette der Stadtwerke an Bürger, Betriebe und Vereine, die mitmachen wollen, beinhaltet das inzwischen landesweit bekannte Solardachprogramm der Stadtwerke. Danach können auf privaten Dachflächen im Auftrag der Stadtwerke Photovoltaikanlagen errichtet werden. Den wirtschaftlichen Nutzen teilen sich die Dacheigentümer und die Stadtwerke. Ebenso wie Keilen maß auch Bühring der Windkraft das größte Stromerzeugungspotential zu. Zwei Windkraftanlagen besitzen die Stadtwerke inzwischen bereits an der Mosel, 7 Millionen Euro wollen die Stadtwerke im kommenden Jahr in weitere Windkraftanlagen investieren. Noch mehr Bedeutung wie beim Stromverbrauch komme dem sparsamen Umgang mit Energie beim Beheizen von Gebäuden zu. Im Hinblick auf eine regenerative Zukunft geht er davon aus, dass die verbrauchte Wärmeenergie langfristig um mehr als 50 % reduziert werden könne. Für den verbleibenden Energiebedarf setzt er auf Fernwärme, auf Nahwärmeinseln, Erdwärme und Abwasserwärme sowie auf Solarthermie und Micro-Blockheizkraftwerke.
Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Klimaschutz bei der Stadtverwaltung, Hans-Joachim Ritter, informierte über den Stand der Arbeiten am Klimaschutzkonzept für die Stadt Speyer. Die Erstellung eines solchen Klimaschutzprogramms war im Antragspaket der CDU-Fraktion aus dem Jahr 2008 für die Klimaschutz- und Energieleitlinie mit enthalten. Das Konzept, das vom Steinbeis-Institut erstellt wird, werde erstmals eine CO²-Bilanz für die Stadt Speyer liefern, werde Einsparungsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen aufzeigen und ein ganzes Bündel von Maßnahmen für die Zukunft enthalten. In dem Konzept enthaltene Maßnahmen hätten die Chance, vom Bundesumweltministerium gefördert zu werden. Dem Stadtrat werde das Klimaschutzkonzept im Dezember vorgelegt.