Die Speyerer CDU unterstützt private Initiativen zur Realisierung innovativer Wohnformen, insbesondere Mehr-Generationen-Wohnprojekte und fordert insoweit städtisches Engagement.
Mit einem Brief an den Oberbürgermeister vom 15.09.2013 wird diese städtische Unterstützung in Form von intensiven Prüfungen der Realisierbarkeit und der Bildung eines "Runden Tisches" eingefordert.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
mit unserem Antrag zur künftigen Nutzung des ehemaligen Stiftungskrankenhauses, dem der Stadtrat zugestimmt hat, haben wir das Ziel verfolgt und tun dies auch weiterhin, dass in Speyer in zentraler Innenstadtlage ein Modellprojekt für Wohnungsbau entsteht, mit dem auf diesem Feld ein neues Kapitel auf dem Gebiet innovativer Wohnformen aufgeschlagen werden soll. Dieses Projekt soll sich in zweierlei Hinsicht auszeichnen: Es soll verschiedene Generationen unter einem Dach zusammenführen und sowohl dem Wunsch nach individuellem Wohnen wie auch nach Gemeinschaft Rechnung tragen. Es soll darüber hinaus nach Möglichkeit in der Trägerschaft einer Baugemeinschaft verwirklicht werden, in der sich die künftigen Bewohner zusammenschließen. Im Zusammenhang mit diesem Antrag haben wir darauf hingewiesen, dass es in Deutschland mittlerweile eine Vielzahl solcher Baugemeinschaftsprojekte gibt.
Ein solches Vorgehen ist anspruchsvoll und aufwändig und bedarf einer mehrjährigen Vorbereitung. Auch wenn es letztlich um private Bauherren geht, ist ein entsprechendes Engagement der Stadt notwendig.
Aus unserer Sicht sollte diese Projektidee nicht auf das Stiftungskrankenhaus beschränkt bleiben. Es sollte vielmehr intensiv geprüft werden, wie möglichst bald ähnliche Projekte auch an anderer Stelle in Speyer entstehen können.
Wohnungsbauprojekte werden in Speyer meist auf der Basis von Wohneigentum geschaffen. Das soll auch in Zukunft möglich sein. Wir halten es aber für erforderlich, dass Projekte für gemeinschaftliches Wohnen entstehen, in denen auch Wohnungen mit bezahlbaren Mieten angeboten werden. Dass dies angesichts heute bestehender kostenintensiver bautechnischer Anforderungen insbesondere zur Energieeinsparung nicht einfach erreicht werden kann, ist uns bewusst. Deshalb müssen unseres Erachtens innovative neue Wege geprüft werden. In diesem Zusammenhang ist neben der Bildung von Baugemeinschaften auch das Stichwort „Mietshäuser-Syndikat“ zu nennen, das schon verschiedentlich Mietprojekte der hier angesprochenen Art realisiert hat.
Neben dem Areal des Stiftungskrankenhauses gibt es nördlich der Paul-Egell-Straße eine Fläche, auf der die Stadt einen bestimmenden Einfluss hat. Eine weitere entsprechend nutzbare Fläche sehen wir künftig im unmittelbaren Anschluss an die vorhandene Wohnbebauung in Speyer-Nord auf einem Teil des ehemaligen Kasernengeländes. Weitere Möglichkeiten könnten im innerstädtischen Bereich entstehen, wenn es gelänge, dort vorhandene Einrichtungen bei entsprechender Eignung auf das Kasernengelände umzusiedeln. Wir haben aber auch die Erwartung, dass es das Anliegen der Stadt sein sollte, auf Wohnbauflächen im privaten Eigentum für die hier beschriebene Zielsetzung zu werben. Bekanntlich stehen größere Wohnbauprojekte auf dem Gelände des Lidl-Lagers an der Franz-Kirrmeier/Auestraße sowie auf dem Gelände der Gärtnerei Decker in Speyer-Süd in Aussicht.
Wir bitten Sie sehr herzlich, zur Umsetzung unserer hier beschriebenen Vorstellungen einen „runden Tisch“ zu bilden, an dem Fachleute aus Speyer, der Verein „Unter einem Dach – Gemeinschaftliches Leben und Wohnen in Speyer“, aber auch Experten von außerhalb zusammenkommen, um innovative Wohnbauprojekte aus anderen Städten hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf Speyer zu prüfen und Wege zu eröffnen, damit solche Projekte in Speyer möglich werden. Zu einer Beteiligung sollten auch Vertreter aus dem Hochschulbereich eingeladen werden. Hier ist an die verschiedene Hochschulen in unserem Umfeld zu denken, aber auch zum Beispiel an die Fachhochschule Frankfurt, wo die Bereiche „Planen und bauen“, „Intelligente Systeme“ sowie „Soziale Arbeit und Gesundheit“ in vorbildlicher Weise miteinander vernetzt sind.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gottfried Jung