Seit dem letzten Besuch der Mitglieder des CDU-Ortsverbands Speyer-Süd vor sieben Jahren hat sich einiges verändert an und um den seit 1912 in Speyer angesiedelten Flugplatz im Süden der Stadt.
Förderbänder, Terminals, Linien- und Ferienflieger sucht man weiterhin vergeblich, auch Maschinen der Firma Ryanair sind auf der Landebahn nicht auszumachen. Flugschulen und Ballonunternehmen sind dort angesiedelt, zu Flugbetriebszeiten nutzen Privatpersonen mit Kleinflugzeugen und Geschäftsleute mit modernen Business Jets den Verkehrslandeplatz. Mit der verlängerten Landebahn bleibt die Genehmigung für die bisherigen Flugzeugklassen bestehen.
Über den vergrößerten Außenbereich, die verlängerte Landebahn und den Neubau des Towers, finanziert mit Steuergeldern der Speyerer Bürgerinnen und Bürger, informieren sich die Mitglieder des CDU-OV Speyer-Süd am 6. Juni 2013 vor Ort.

Roland Kern, der Geschäftsführer des Flugplatzes Speyer, beginnt die Führung durch die vier Geschosse des neuen Towergebäudes, das vor wenigen Wochen offiziell eröffnet und bezogen wurde. Im Erdgeschoss bietet der öffentliche „VIP-Raum“ Passagieren, Privat- und Berufspiloten einen angenehmen Treffpunkt. Ein Großteil der Büros in den oberen Geschossen ist an Firmen vermietet, ihnen steht die gesamte Infrastruktur des mit Erdwärme beheizten Gebäudes zur Verfügung. Im zweiten Obergeschoss befindet sich ein Konferenzraum mit integriertem Beamer. Der Raum bietet Platz für 18 Personen und kann auch für Veranstaltungen gemietet werden.
Lediglich drei Räume im ersten Obergeschoss gehören der Verwaltung des Flugplatzes Speyer. „Piloten planen ihre Flüge in einem „Flugvorbereitungsraum, für die einzuhaltenden Ruhefristen steht den Berufspiloten ein Ruheraum zur Verfügung und der Geschäftsführung ein eigenes Büro“, veranschaulicht Kern die räumlichen Verbesserungen. Das vierte Obergeschoss gleicht noch einer Baustelle, die neue Kanzel steht kurz vor der Fertigstellung. Von hier aus wird der gesamte Flugverkehr des Flugplatzes Speyer koordiniert und die Flugzeuge erhalten ihre Start- und Landeinformationen. „In 17 m Höhe bietet die Verglasung eine Rundumsicht mit Einsehbarkeit des gesamten Flugplatzgeländes mit Umgebung“ weist Kern auf die Vorzüge des neuen Towers hin. Zudem wird hier künftig wochentags die Zahlung der Nutzungsgebühren abgewickelt, während für den Wochenendbetrieb ein Kassenraum im Erdgeschoss besetzt ist.
Die Aufmerksamkeit der Besuchergruppe gilt in den luftigen Höhen auch dem Auwald im Süden der Stadt. Im Rahmen der Verlängerung der Landebahn von 1226 auf 1677 m musste er zu beiden Seiten um jeweils 5-10 m gekappt werden. „450 m Ausbau wurden 15 Jahre begleitet von Protesten und Demonstrationen“, blickt Kern auf eine unruhige Zeit zurück. Der gesamte Neubau war häufiges Thema in vielen öffentlichen Debatten. Ein mit Steuergeldern erstelltes Gutachten wurde von Bündnis 90/Die Grünen angefochten. Zuletzt ist es still geworden um die Flugplatzgegner.
Roland Kern steht zum Flugplatzausbau und verneint die Frage nach einem wirtschaftlichen Betrieb des Flugplatzes. „Es ist Aufgabe des Staates, Infrastrukturen zur Verfügung zu stellen, sei es auf dem Wasser, der Schiene, der Straße oder in der Luft.“ Ein Großteil der Privatflieger braucht eine Landebahn von 400 – 500 m Länge. Für den gewerblichen Flugverkehr gilt seit 2004 die EU-Forderung nach erhöhter Sicherheit und einer längeren Landebahn. Ab 2014 wird diese EU-Forderung Gesetz sowohl für den privaten als auch für den gewerblichen Flugverkehr. Im benachbarten Mannheim reicht die 1089 m lange Landebahn nach Änderung der Richtlinien für den Geschäftsreiseverkehr nicht mehr aus. Speyer hat mit der Verlängerung der Landebahn das Gesetz erfüllt, ist wettbewerbsfähig und für die wirtschaftliche Zukunft der Region gut aufgestellt. Die Vermeidung der Schubumkehr vermindert den Lärm bei Starts und Landungen, die in Speyer jetzt weiter vom Wohngebiet entfernt stattfinden. „Flugbetrieb nicht verhindern, sondern fördern“, fasst Roland Kern seine umfassenden Ausführungen zum Neubau zusammen.
Nach Kerns Aussage ist der Beitrag des Speyerer Flugplatzes zur erhöhten Prosperität in der Region nicht zu unterschätzen. Im Vergleich zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln punktet die Fliegerei bei den Unternehmen mit geringeren Kosten und niedrigem Zeitaufwand.
Den Lärm diskutiert der Geschäftsführer ebenso wenig weg wie die Zunahme des Geschäftsreiseverkehrs mit Leerjets. Er verweist auf die vielfach unterschiedlichen Geräuschquellen, die das Alltagsleben ausmachen. Passgenau schnaubt mit lautem Getöse und schwarzem Dampf ein LKW am neuen Flugplatzgelände unüberhörbar vorbei. Die Kernzeiten des Flugverkehrs sind in der Benutzerordnung geregelt, für die Fliegerei Sonntagnachmittags ist ein Lärmschutzzeugnis erforderlich. Zur Verringerung des Fluglärms laufen aktuell Planungen zu anderen Einflugrouten.
Auf die Kosten angesprochen unterstreicht Kern, dass Flugplätze nicht betriebswirtschaftlich im Plus zu führen sind. In dem Defizit in Höhe von 350.000 – 500.000 Euro sind die Erwerbskosten des Flugplatzes eingeschlossen.
Momentan wird der Betrieb mit 5 Personen geführt, davon entfällt eine halbe Stelle auf den FSL-Geschäftsführer. Bundespolizei und Zoll entsenden Mitarbeiter nach Speyer zur Kontrolle der Auslandsflüge in die Staaten, die nicht Teil des Schengen-Abkommens sind. Auslandsflüge in die Länder des Schengen-Abkommens unterliegen keiner Kontrollpflicht.
Die in Speyer startenden und landenden Firmen sind meist Dax-orientierte Unternehmen, sie nutzen den Flugplatz zur Abwicklung ihrer Geschäfte, zahlen Steuern, bringen Aufträge in die Region, sichern Arbeitsplätze und den Fortbestand der Firmen. „Die Pfalz-Flugzeugwerke sind hierfür als Beweis anzuführen“, bringt Kern es auf den Punkt. Ebenso sind Start und Landung von notwendigen und eiligen Medizintransporten auf der verlängerten Landebahn nun auch möglich.
Inzwischen hat die Gruppe wieder das Erdgeschoss erreicht und im VIP-Raum zum abschließenden Austausch mit dem Geschäftsführer Platz genommen. Als Geschäftsführer des Speyerer Flugplatzes freut sich Roland Kern über das Interesse der CDU und verbindet dies mit der Hoffnung, dass durch sachliche Ausführungen die Notwendigkeit der Landebahnverlängerung transparent geworden ist. Er betont, dass es keinerlei Bestrebungen zum Ausbau eines Linienflugverkehrs gibt.
Anfragen zu Führungen von weiteren politischen Parteien der Stadt komme er ebenfalls gerne nach.
Robert Gard, der Vorsitzende des OV Speyer Süd, dankt Roland Kern mit einem Weinpräsent und bescheinigt der Veranstaltung einen hohen Informationsgehalt. Auf die nicht immer einfach zu beantwortenden Fragen der Teilnehmer geht Herr Kern umfassend und ausführlich ein. Eine Wiederauflage des Besuches findet die Zustimmung aller Beteiligten.